Es war eigentlich völlig unbedeutend. Ein paar spontane Worte zu einer kleinen Gruppe von Menschen, alle waren mir gegenüber positiv oder zumindest neutral eingestellt. Und da war es wieder. Ich spürte, wie sich mein Herzschlag beschleunigte, Kurzatmigkeit, zittrige Hände. Stress pur.
Dabei machen mir öffentliche Auftritte inzwischen richtig Spaß!
Was war passiert? Mein Emotionszentrum, die Amygdala, hatte aus irgendeinem Grund Alarm geschlagen – Gefahr in Verzug! Und dann geht´s ab – wie bei der Feuerwehr bei uns im Ort. Die Sirene ertönt und Minuten später sieht man die Feuerwehrautos, bestückt mit den Freiwilligen der Feuerwehr, mit Folgetonhorn zum Unglücksort rasen. Die Anspannung ist sogar für den Zuschauer spürbar. Fünfzehn Minuten später sind sie wieder da, langsam fahren die Autos durch den Ort, die Gesichter der Feuerwehrleute wirken entspannt, wieder mal Fehlalarm. Zum Glück.
Dasselbe läuft in unserem Körper ab – wenn die innere Sirene ertönt, werden alle Kräfte gebündelt, um der Gefahr zu begegnen. Erhöhte Herzfrequenz schießt Energie in die Gliedmaßen, unsere Sinne werden auf die Gefahr fokussiert. Lange nachdenken? Sicher nicht! Da brennt inzwischen schon das Haus nieder! Es gibt drei Alternativen – sich der „Gefahr“ stellen, davor weglaufen oder so tun, als wäre man gar nicht da.
Oder – wie in meinem Fall – ich wende verschiedene Gegenstrategien an, für die es meinen Verstand vorerst nicht benötigt und beruhige so mein System, um dann relativ entspannt vor mein Publikum zu treten. Und manchmal ist es auch wie bei der Feuerwehr bei uns im Ort – Fehlalarm. In meinem Fall – die Zuhörer sind nett, sie hören zu, sie lächeln. Und zum Glück kommt das in meinem „Verstand“ an und ich kann auch ganz bewusst meiner Amygdala Entwarnung geben.